Ein himmelblauer Trabant

Text: Dora Heli

Es ist so gedacht, dass der Text vorgelesen und jeweils der Refrain des Liedes

 „Ein himmelblauer Trabant“  (von Sonja Schmidt) eingespielt wird.

 

Hallo liebe Oldies – das war doch ein Hit!

Da geht jeder Trabi-Fan heute noch mit.

Auch ich hatte damals, vor etlichen Jahren,

so einen lichtblauen* Trabanten gefahren.

Ausgerechnet eines Nachts hatte ich das Vergnügen

und war von Sapi* auf Trabi umgestiegen.

Nun lässt sich so ‚n Zweitakter zwar ähnlich schalten,

zeigt jedoch grundverschiedenes Fahrverhalten.

So war es bisher bei mir Brauch,

(und mit dem Sapi klappte dies ja auch),

Gas weg vor der Kurve – leicht einlenken – wieder Gas!

So kam man gut rum.... Doch was war das????

Trotz Gas weg kam der Trabi immer mehr in Trab,

es ging vor der Kurve auch noch steil bergab.

Ich wusst’ doch nicht, und das war nicht so gut,

das ein Zweitakter im Vierten nicht abbremsen tut...

Das wurde mir damals fast zum Verhängnis,

denn in der Kurve geriet ich arg in Bedrängnis.

Zum Bremsen und Schalten war es eh zu spät

und so tat ich, was in der Situation nur noch geht

und hab uns mit Vollgas ungelogen

auf zwei Rädern grad noch aus der Affäre gezogen...

(An dem Spruch, dass nur Fliegen schöner sein kann,

ist für mich seit diesem Tage was dran.)

Jedenfalls hab ich in selbiger Nacht

noch sicherheitshalber das „A“ angebracht.

 

„Ein himmelblauer Trabant....“

 

An meine erste Auslandsfahrt erinnere ich mich auch noch ganz genau:

Sechs Kilometer vor der polnischen Grenze steckte mein Trabi im Stau.

Wir mogelten uns frech an den anderen vorbei,

denn ich hatte noch keine Versicherungsmarke dabei.

Die gab’s kurz vor’m Grenzpunkt  und so war begründet,

warum mein Trabi so flott den Stau überwindet.

Nach dem Markenerwerb hatten wir wieder Glück

und flutschten bei den Startschwierigkeiten eines anderen in die Reihe zurück.

Der hinter uns warf mir giftige Blicke zu –

mich jedoch brachte ganz anderes aus der Ruh,

denn plötzlich fing m e i n e Pappe zu muckern an

und stand still! Also schnell raus und erst mal schieben alle Mann!

Aber kurz vor’m Grenzübergang haben wir wieder drin gesessen,

denn mir fiel ein: Benzinhahn vergessen!!!

Ist der zu, dann läuft nichts mehr,

mit der Pappe im Verkehr...

 

„Ein himmelblauer Trabant....“

 

Und ab ging die Post – zum Flohmarkt von Szezcin.

Wir fanden auch ziemlich schnell dorthin,

zu Fuß, den Trabi in ‚ner Seitenstraße geparkt. –

und dann kam der Hammer, man war das’n Quark!

Beladen mit Flohmarkterrungenschaften

liefen wir durch die Altstadt und gafften und gafften

uns alle Mann die Augen aus,

doch den Trabi fanden wir nicht mehr, oh Graus!

Noch viele Stunden mussten wir wandern,

denn eine Straße glich dort der andern

und keiner hatte sich in der Hektik gemerkt,

in welcher wir geparkt mit unserem Gefährt.

Überall standen die Trabis herum,

nur der unsrige leider nicht, wie dumm.

Die anderen fuhren heimwärts, als es dunkelte,

zum Glück für uns, denn einsam funkelte

nun endlich unser lichtblaues Trabilein –

und so konnten wir gestresst endlich heim.

Unser kultiger Hit

fuhr natürlich wieder mit:

 

„Ein himmelblauer Trabant....“

 

Später war mein Trabi noch einmal weg,

stand eines Morgens nicht mehr auf seinem Fleck

unter der Laternengarage vor’m Haus,

doch auch dies ging glimpflich aus.

(In Gedanken sah ich mein gutes altes Stück

schon zercrasht irgendwo liegen), doch zum Glück

hatten ihn nur zwei dusselige NVA – Genossen

verwechselt und kurzerhand kurzgeschlossen.

Sie waren damit auf und davon,

merkten aber bald ihren Irrtum schon

und stellten ihn schnell, verschämt und leise

zurück in seine Haustür-Parkschneise...

 

„Ein himmelblauer Trabant....“

 

Ein paar Jährchen darauf  hat der Trabi mich noch zweimal schockiert,

wieder in einer Kurve, da war es passiert:

Plötzlich riss der Kantenwind die Motorhaube hoch!!!

(An d i e 50 Meter Blindflug erinnere ich mich heute noch...)

 

Und dann eines Tages im kalten Januar,

als mein Söhnlein auf dem Rücksitz etwas unruhig war,

gab es einen fürchterlichen Krach,

nicht nur von mir, auch beim Trabi polterte was nach.

Ich schimpfte gleich noch eines drauf,

als mein Sohn unschuldig fragte: „Warum leuchtet die rote Lampe auf?“

Erst dachte ich, der Knirps will nur von sich ablenken,

aber dann gab mir die Sache doch zu denken.

Ein bissel Trabi – Technik hatte ich mit der Zeit so mitbekommen,

(sogar kleine chirurgische Eingriffe selbst vorgenommen)

Ganz stolz auf meine Erkenntnis, sprach ich zu mir selber munter:

„Rote Lampe? Alles Klar! Der Keilriemen ist runter.“

Also rechts an den Straßenrand

und einen Helfer gestoppt per Hand.

Glück gehabt, gleich der erste gab sich als KFZ – Monteur,

und so fuhr ich dann noch ein kleines Stück hinter ihm her

ins nahe Dorf auf seinen Hof.

Dort dacht ich jedoch: „Mein Gott, ist der doof!“ –

Denn nach einem Blick unter die Motorhaube fragte mich dieser verstört,

ob da nicht irgendwo ‚ne Lichtmaschine hingehört???

Das wollte nun ein KFZ – Meister sein

und guckte nicht klüger als ich in den Motorraum rein?

Doch dann besann ich mich – auf einmal hellwach –

an das seltsame Poltern und den Krach,

den unser Trabi vor ‚ner halben Stunde schlug,

und da wussten wir genug:

Ich hatte die Lichtmaschine verloren!

(Draußen hatte es derweil tüchtig gefroren),

als wir eine Stunde umsonst das Ersatzteil suchten

und das ganze erfolglos unter Ulk verbuchten.

Der Mechaniker hatte mir dann eine andere besorgt,

von einem Bekannten aus der Nachbarschaft geborgt.

Damit hat uns der Trabi nach Mitternacht

dann endlich doch noch nach Hause gebracht...

 

„Ein himmelblauer Trabant....“

 

Nach so vielen gemeinsamen Abenteuern

war mir bei der Scheidung dann gar nicht geheuer:

Meinen Ex – Gatten konnte ich ganz gut verschmerzen,

aber am Trabi hing ich, mit meinem ganzen Herzen.

D i e Trabanten  blieben bei mir fortan –

d e n Trabanten jedoch behielt mein Mann.

Auch die Anmeldung für den Neuen (vor der Wende ein Schatz!)

Nahm er sich und so blieb ich lange ohne fahrbaren Untersatz.

Das machte mich leidenschaftlichen Fahrer ganz krank.

Ab und zu kriegte ich Papas alten Sapi, Gott sei dank.

Dann kam die Wende. Ganz ohne Fragen –

wenigstens über die Westwagen konnte man nicht klagen.

Vater kaufte sich ‚nen Jetta, gebraucht, von VW,

wir ‚nen fünfjährigen Ford (inklusive Schwindsucht im Portemonaie).

Und ein Jahr später, was sagt man dazu? –

fahr’n meine Ellis ‚nen kleinen Daihatsu.

Wir tauschten den Ford, welcher gar zu alt,

in einen gebrauchten Opel bald,

aber auch der fing zu muckern an

und so nahmen wir einen Subaru dann.

 

Den wollen wir jetzt eine Weile behalten,

denn der gehört noch nicht zu den Alten.

Meine große Autoliebe jedoch blieb –

Mein himmelblauer Trabant und das Lied...

Wenn Ihr Oldie Dora wollt betören,

dann lasst mich noch einmal den Schlager hören:

 

„Ein himmelblauer Trabant fährt durch das Land mitten im Regen...“

 

P.S.: *Lichtblau = Werksbezeichnung für die himmelblaue Farbe

Sapi = Saporoshez

 

Copyrights by Dora Heli