An das Brautpaar

 

Lebt man streng und treu im Glauben,

dann kann man sich, wie mancher meint,

in der Ehe nur erlauben,

was Mann und Frau im Glück vereint.

 

Papst- und damit gottbefohlen

ist diese Regel für Katholen:

Sündig ist die Fleischeslust

nur dann nicht, wenn Du zeugen musst.

 

Dies hat sich, wie das Leben lehrt,

schon fast ins Gegenteil verkehrt:

Tugend, Sitte und Moral

sind Märchen gleich, das war einmal !

 

Heute ist es die und der,

für die man hie und da entflammt.

Wer liebt, braucht keinen Pfarrer mehr,

der muss auch nicht aufs Standesamt.

 

Der schwindenden Geburten wegen,

hat niemand wirklich was dagegen;

ob in Sünde, ob in Ehren:

Nur wer liebt, kann sich vermehren.

 

Und doch beschreiten viele Paare-

nun müde aller Jugendsünden-

den schmalen Weg zum Trau-Altare,

sich durch Gottes Wort zu binden.

 

Sie sollen sich fürs ganze Leben,

so war und ist es guter Brauch,

vor aller Welt das Ja-Wort geben.

So will es Gott  --  und sie wohl auch.

 

Jedoch so mancherlei Gefahren

bringt die Ehe mit den Jahren –

und vielen sind nur ganze sieben

zu zweifelhaftem Glück geblieben.

 

Zu große oder Seitensprünge

trennen einen nicht vom andern.

Zumeist sind es die kleinen Dinge,

die die Liebe unterwandern.

 

So mancher ist nach einem Jahr

schon nicht mehr das, was er mal war,

als er nach der Hochzeitsnacht

selig lächelnd aufgewacht.

 

 

Am Stammtisch weiß er beihnah` alles

über Frauen, Spiel und Sport;

zu Hause schweigt er – bestenfalles,

und immer öfter muss er fort.

 

So mache wundervolle Braut,

scheu und treu, im Streit versöhnlich,

wird in der Ehe richtig laut,

fordernd, mies und unansehnlich.

 

Was Wunder, dass die Ehe leidet,

wenn jeder lebt, wie ihm gefällt,

dass man jede zweite scheidet

und jede dritte kaum mehr hält.

 

Auf dass sie ewig grünen bliebe,

genügt es nicht, sie nur zu preisen.

Auch die allergrößte Liebe

muss sich täglich neu beweisen.

 

Die Ehe ist kein Privileg,

das man hat und auch behält.

Das Ziel der Ehe ist der Weg,

den beide, immer neu gewählt,

 

gemeinsam, Hand in Hand beschreiten,

den sie ab- und aufwärts gehen,

durch die Jahre, durch die Zeiten,

zu immer wieder neuen Höhen.

 

Glas und Glück sind schnell zerbrochen,

und wollt Ihr keine Scherben fegen,

dann müsst Ihr in den Flitterwochen

Eure Partnerschaft schon pflegen.

 

Ihr seid in vielem schon erprobt,

weil schon lange Zeit verlobt,

jedoch der Trauschein macht nun schlicht,

was frei und willig war, zur Pflicht.

 

Euch beiden sollte es gelingen,

die Ehe glücklich froh und heiter

über alle Zeit zu bringen –

zur Gold`nen Hochzeit und noch weiter.

 

Wir alle wünschen Euch das Beste,

der Kinder drei, vielleicht auch vier.

Wir sind zum Jubiläumsfeste

in fünfzig Jahren wieder hier.

 

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